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Donnerstag, 16. April 2020

Wie Corona die Frauen-Basketballwelt auf den Kopf stellt


Die Saison in der Damen Basketball Bundesliga (DBBL) fand aufgrund der Coronapandemie am 12. März ein plötzliches Ende. Entgegen vieler anderer Ligen entschied sich die DBBL, nicht etwa zu pausieren oder einige Spiele auszusetzen. Auf den ersten Blick wirkte der sofortige Saison-Abbruch womöglich überhastet und auch die Wertung der Saison scheint auf den zweiten Blick ungenügend durchdacht.

 Das Saisonende und die Konsequenzen

Das plötzliche Saisonende der DBBL hatte zum einen zur Folge, dass es keine Entscheidung gab, wie die Saison gewertet würde: Zählt die Tabelle des 21. Spieltages oder nicht? Zum anderen endeten auch viele Verträge von Spielerinnen, sowie Trainern und Trainerinnen, denn die Verträge beinhalten häufig die Klausel „bis zum letzten Spiel“. Einige Vereine schoben sogar bei garantierten Verträgen „höhere Gewalt“ als Begründung zur sofortigen Vertragsbeendigung vor. Verständlich aus Vereinssicht, denn die nicht stattfindenden Playoffs führten zu fehlenden Sponsorengeldern und Zuschauereinnahmen. Außerdem ergaben sich zusätzliche Kosten wie unter anderem Flugumbuchungen für Spielerinnen. Für die Teams der Tabellenplätze 9 bis 12 machte der vorzeitige Saisonabbruch kaum einen Unterschied, da deren Saison zwei Tage später sowieso geendet hätte. Für Spielerinnen und Trainer/-innen der ersten acht Vereine konnte die Entscheidung allerdings einen Gehaltsverlust nach sich ziehen, da viele Verträge nun Mitte März anstatt beim Ausscheiden aus den Playoffs endeten. Bei den zwei Finalisten, die voraussichtlich bis Ende April/Anfang Mai gespielt hätten, bedeutet dies sogar bis zu sieben Wochen weniger Gehalt!
Insgesamt kann das eine erhebliche Summe ausmachen. Allerdings können wir uns im Basketball noch relativ glücklich schätzen, dass COVID-19 erst Mitte März in Deutschland vermehrt Einzug hielt. Was wäre gewesen, wenn es bereits im Oktober zum Saisonabbruch geführt hätte?
Außerdem haben deutsche und EU-angehörige Spielerinnen/Trainer/-innen den Vorteil, entweder in die Kurzarbeit oder in die Arbeitslosigkeit zu gehen. Das bedeutet, sie bekommen immerhin einen Teil ihres Gehaltes (meist 60%) und sind weiterhin versichert. Vielen anderen ausländischen Spielerinnen bleibt dieser Leistungsbezug in ihrem Heimatland verwehrt.
Im Vergleich zu einigen Männer-Sportarten lassen sich im Frauen-Basketball selten Rücklagen aufbauen. Jedoch muss man unterscheiden, zwischen europäischen Spielerinnen, die seit vielen Jahren im Geschäft sind, die durchaus Rücklagen bilden können, und den vielen so genannten Rookies, die ihre erste Auslandserfahrung sammeln. Häufig spielen vor allem Amerikanerinnen unter dem vorgeschriebenen Mindestlohn. Nicht selten kommt es vor, dass eine Amerikanerin nur 600 Euro im Monat verdient. Häufig werden auch Verträge mehrgleisig finanziert oder studierende Spielerinnen bevorzugt. Viele Vereine bieten auch von Sponsoren gestellte Zusatzleistungen wie eine möblierte Wohnung, Mahlzeiten in einem Restaurant, eine Monatsfahrkarte oder einen fahrbaren Untersatz an. Anders wäre eine Damen Bundesliga Mannschaft für die meisten europäischen Vereine überhaupt nicht finanzierbar. Was dann übrig bleibt, vor allem im Verletzungsfall oder in einer Pandemie wie im Moment, daran denken die jungen Sportlerinnen meist nicht. Schließlich wollen sie doch nur den Fuß in die Tür bekommen und ihren Traum vom Profi verwirklichen. Die meisten hoffen einfach, dass sich dies nach ein oder zwei Jahren, in denen sie ihr Können beweisen werden, von selbst ändern wird. Der Traum hat nur ein Handicap, wenn die Spielerinnen den Sprung in eine finanzstärkere Liga nicht schaffen, wird er nicht war. Vereine, die ums Überleben kämpfen, haben auch in ein oder zwei Jahren nicht mehr Geld zur Verfügung und müssen jede Saison erneut auf einen Rookie zurückgreifen, da sie nicht mehr zahlen können auch wenn sie es wollten.

Die momentane Situation und der Umgang mit den Einschränkungen

Fitnessstudios, Sporthallen und öffentliche Sportanlagen sind und bleiben vorerst geschlossen. Dies bedeutet für alle Sportler eine große Einschränkung. Allerdings ist die Situation in Deutschland wesentlich besser als in manch anderen Ländern, wie unter anderem Italien. In Deutschland ist Sport treiben im Freien erlaubt und dies sollte man ausnutzen. Auch kann man sich in den eigenen vier Wänden selbst fit halten. Als Profi-Sportlerin kennt man genügend Übungen, die man mit geringen Mitteln daheim durchführen kann, auch wenn sie sportartunspezifisch sind. Bei mangelnder Kreativität gibt es derzeit auch zahlreiche Online-Angebote.
Vor allem für Basketballerinnen sollten die Einschränkungen nicht allzu groß sein, fällt doch die Pandemie fast genau in die Saisonpause. Außerdem wurden alle Events der Nationalmannschaften und die FIBA Wettbewerbe verschoben, so dass es vielleicht einfach mal an der Zeit ist seine Verletzungen auszukurieren und seinen Körper heilen zu lassen.
Unpassend dagegen sind Lockerungen in gewissen Sportarten, wie derzeit Kleingruppentraining bei Fußballern. Wenn, dann sollten die ersten Lockerungen bei Einzelsportarten eintreten und nicht bei der in Deutschland finanziell stärksten Sportart.
Weiterhin sollten junge Basketballerinnen die Chance ergreifen und an einem Plan B arbeiten. Viele absolvieren ihren Bildungsweg bevor sie ins Profi-Geschäft einsteigen, andere müssen ihn nebenbei absolvieren. Es ist nicht einfach, Studium oder Ausbildung mal eben „nebenbei“ zu machen, allerdings ist es notwendig und die Corona-Pandemie gibt einem gerade jetzt Zeit dafür.

Die Aussicht auf die kommende Saison

Natürlich trifft Corona auch den Frauen-Basketball, so wie alle anderen Branchen. Die Auswirkungen werden wahrscheinlich fataler sein als bei vielen anderen Sportarten, denn Frauen-Basketball ist immer noch eine Randsportart in Deutschland. Die Existenz der Vereine hängt immens am Wegbrechen von Sponsoren, selbst an kleinen. Das bedeutet, dass nicht nur die Anzahl der Vereine auf dem Spiel steht, sondern auch die Qualität der Mannschaften. Die Leistungsstärke der Liga im internationalen Vergleich könnte sinken. Ein weiteres Problem: die Anzahl der zu vergebenden Jobs wird sinken. Das betrifft weniger deutsche Basketballerinnen, denn Europäerinnen werden auf dem Basketball-Markt immer gesucht, da es für sie mehr Jobs gibt als für sogenannte Imports (Amerikanerinnen, Kanadierinnen etc.) deren Spots limitiert sind.
Ganz anders sieht es dagegen auf dem Markt für Trainer und Trainerinnen aus. In vielen Ländern stellen Vereine nur einheimische Trainer ein, deshalb ist es sehr schwer etwa auf den spanischen, italienischen oder französischen Trainermärkten Fuß zu fassen. Die Deutschen machen da mal wieder eine Ausnahme. In Deutschland und vor allem in der DBBL sind mehr als die Hälfte aller Trainerstellen an Ausländer vergeben (*siehe Tabelle). Der hauptsächliche Grund ist wieder einmal die Bezahlung. Meist bringen auch ausländische Trainer preisgünstige Spielerinnen aus ihrem Heimatland mit, was vielen Vereinen ebenfalls gelegen kommt. Vor allem zu Beginn einer Saison sind die meisten Trainerstellen an ausländische Kandidaten vergeben. Wenn während der Saison ein Vertrag aufgelöst wird, wird häufig in den internen Reihen nach einer Lösung gesucht und die Trainerstelle dann eventuell mit einer deutschen Kraft besetzt, nicht selten, wenn es bereits zu spät ist.
Ob es im Herbst 2020 wieder eine Damen Basketball Bundesliga geben wird, steht momentan noch in den Sternen. Entgegenkommen wird vielen Vereinen der verspätete Saisonbeginn (10.10.2020 drei Wochen später als in der Saison 2019/20) und das Erlassen einiger Auflagen für das Lizenzverfahren seitens der DBBL. Beides wieder zum Nachteil für die Angestellten – Spielerinnen und Trainer/-innen. Durch den nach hinten verschobenen Saisonstart erhalten diese für einen längeren Zeitraum kein festes Gehalt, denn im Basketball sind in vielen Vereinen nur Saisonverträge üblich. Zum anderen birgt es ein höheres Risiko, dass Vereine in der Saison in die Insolvenz gehen und die Angestellten ihre Arbeit verlieren. Dies gab es bereits mehrmals, zuletzt zogen sich die Fireballs Bad Aibling in der Saison 2018/19 aus der Liga zurück.
Außerdem sind Saisonverträge bei Trainern und Trainerinnen nicht mehr zeitgemäß, denn gerade im Sommer muss an individuellen Fähigkeiten und Athletik der Spielerinnen gearbeitet werden, um langfristig gesehen Anschluss im internationalen Vergleich schaffen zu können. Außerdem haben Trainer und Trainerinnen in der Saisonpause mehr Zeit um Kinder für die Sportart Basketball zu begeistern und so einen breiten Untergrund zu schaffen.
Ob all diese Dinge wirklich Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Spielerinnen haben sei dahin gestellt, doch auch die Pandemie wird wohl an einem Zusammenhalt im Deutschen Damen Basketball nichts ändern, denn auch nach Corona oder gerade deshalb wird weiterhin das Geld die Basketballwelt regieren.

Was jede/r einzelne tun kann?

Wir sind alle von der Pandemie betroffen – finanziell, wirtschaftlich, gesundheitlich – in vielen Facetten. Wer jetzt noch ein Einkommen hat, kann wirklich dankbar sein. Auch wenn es zu finanziellen Einschränkungen kommt, kündigt nicht eure Mitgliedschaft im Sportverein. Wenn ihr es euch leisten könnt, unterstützt ihn mit ehrenamtlicher Arbeit oder vielleicht sogar einer Spende und wenn die Saison wieder los geht, dann besteht nicht über Verbindungen auf freien Eintritt bei einem Spiel, sondern zahlt den Eintritt und bringt am besten noch jemanden mit. So einfach es sich anhört, so einfach ist es!




Veröffentlicht bei sportfrauen.net am 16.04.2020: https://www.sportfrauen.net/Basketball/wie-corona-die-frauen-basketballwelt-auf-den-kopf-stellt-ein-kommentar



Samstag, 15. Februar 2020

Inspiration – was wirklich zählt!


Am Donnerstag stand ich vor der Qual der Wahl – U12 Spiel absagen oder nicht? Etliche waren krank und es sah aus, als ob ich nur sechs Spieler für das Spiel gegen den SSC Karlsruhe zusammen bekommen würde. Also, versuchte ich den SSC zu kontaktieren, leider ohne Erfolg, so dass wir am Samstagmorgen nach Karlsruhe reisten. Glücklicherweise nun mit sieben Spielern, da sich eine Spielerin wieder gesund meldete.
Vor Ort schlug der SSC-Trainer Philipp Schöttke kurzer Hand vor seine beiden besten nur in den ersten beiden Achteln einzusetzen, so dass der Rest seiner Mannschaft in der restlichen Spielzeit selbst Verantwortung übernehmen müsste. Ich fand dies eine tolle Geste und willigte dankend ein.
Ich startete ebenfalls mit meiner stärksten Line-up. Diese konnte aber nicht mit den Karlsruhern mithalten. Das erste Achtel endete deutlich mit 10:2. Auch die zweiten fünf Minuten endeten immer noch deutlich mit 16:4. Mit Amelie und Charlie, den beiden besten Spielerinnen der Gastgeber, hatten wir nicht den Hauch einer Chance.
Danach übernahmen die beiden das Kampfgericht, um dort dazu zu lernen. Kaum nahmen sie dort Platz, zeigten meine Kinder plötzlich was sie können. Die nächsten beiden Achtel gingen jeweils 4:12 und 0:14 an uns, so dass es zur Halbzeit nun eine 18:28 Halbzeit-Führung für die Gäste war.
Ich fühlte mich schlecht, da der Vorteil nun auf unserer Seite war, obwohl ich alle Kinder spielen ließ. Ich schlug Philipp vor auch Amelie und Charlie wieder einzusetzen, aber er wollte an seiner Taktik festhalten. Die zweite Halbzeit verlief nun auch mehr ausgeglichen und die Rechnung von Philipp ging auf. Die Karlsruherinnen trauten sich immer mehr zu und zeigten uns woran wir arbeiten müssen, vor allem in der Verteidigung und beim Rebound. Am Ende gewannen wir zwar deutlich mit 46:63, allerdings spiegelt der Punktestand nicht das Kräfteverhältnis beider Mannschaften wieder.
Obwohl ich noch zwei Tage zuvor über eine Spielabsage nachgedacht hatte, war ich nun froh, dass wir dieses Spiel gespielt haben. Es war eines der ersten, wenn nicht das erste U12 Spiel, wo mein Puls über das gesamte Spiel niedrig blieb. Selbst die Schiedsrichter machten einen guten Job und ich bin der Meinung, dass wir sehr von diesem Spiel profitiert haben. Bei den Gastgebern übernahmen Spielerinnen Verantwortung, die sich sonst nicht wirklich trauen. Bei den Sternen trifft das gleiche zu, so erzielte Luisa so viele Körbe wie noch nie zuvor, Emma spielte eine gute Verteidigung und zog eins ums andere Mal zum Korb, selbst Ben, der noch zur U10 gehört und erst sein zweites Spiel absolvierte, konnte zwei Körbe erzielen. Das alles wäre ohne die Bereitschaft von Trainer Philipp Schöttke nicht möglich gewesen und es zeigt worum es doch besonders in dieser Altersklasse wirklich geht! Mir ist bewusst, dass wir dieses Spiel mit Amelie und Charlie nie gewonnen hätten, aber so gab es an diesem Tag zwei Sieger – die Spielerinnen des SSC Karlsruhe und die Spieler und Spielerinnen der Rutronik Stars Keltern!
Da ich nur sieben Spieler hatte, mussten sowieso alle viel spielen. Ich ließ alle Kinder fünf Achtel spielen, nur die zwei neuen bekamen drei beziehungsweise vier Achtel. Häufig setze ich meine Kinder sowieso nach Trainingsbeteiligung ein und nicht nach Können, aber es zeigt sich, dass die Kinder, die regelmäßig kommen auch zu den besseren gehören. Philip jedenfalls hat eine tolle Variante gewählt wie alle Kinder profitieren konnten und hat mich inspiriert künftig auch noch mehr auf diese Dinge zu achten.
Als ich nach dem Spiel oben auf die Tribüne ging, hörte ich Eltern des SSC Karlsruhe reden, ob man nicht die beiden Mädels mehr hätte spielen können, denn das Ergebnis sei zu deutlich für uns. Ich erklärte ihnen, worauf Philipp und ich uns geeinigt hatten und teilte ihnen mit, dass ich es eine großartige Geste fand. Natürlich hätte er Amelie und Charlie für weitere 2 Achtel einsetzen können und wahrscheinlich damit schon den Sieg davon getragen, aber eben um genau diese Siege geht es doch in der U12 gar nicht.
Ich bin derzeit Tabellenletzter mit der U12 mit drei Siegen und sechs Niederlagen (einmal Unentschieden). Natürlich könnte ich auch immer nur meine besten Spieler und Spielerinnen aufstellen und würde sicher so manches Spiel mehr gewinnen, aber meine Anfänger und jungen Spieler würden nichts davon lernen und sich nicht weiterentwickeln. Genau deshalb nehme ich zu jedem Spiel zwei bis drei neue Spieler mit dazu, damit auch sie ihre ersten Erfahrungen im Spiel machen können, denn genau das ist es was wirklich zählt!


Montag, 3. Februar 2020

Keltern – ein Verein ohne Jugendarbeit?

Keltern ist bei den Basketball-Insidern ein sehr umstrittenes Pflaster. Dominierend in der ersten Liga, aber keine Nachwuchsförderung für Deutsche Spielerinnen. Stimmt das?

Im September 2018 entschied ich mich zu den Rutronik Stars Keltern zu wechseln. Zum einen wollte ich nach meiner internationalen Erfahrung mit dem DBB bei der wU16 Europameisterschaft im Sommer 2018 weitere internationale Erfahrung im Eurocup sammeln. Desweiteren wollte ich den Ruf Kelterns ändern und zur Jugendförderung beitragen.

Wer mich kennt, weiß, dass ich in Osnabrück drei Jahre als Spielerin und Trainerin tätig war. Ich habe von der U13 bis zu Bundesliga alle Mannschaften betreut. In der WNBL als Co-Trainer einen Vizemeister-Titel errungen, das Jahr darauf mit einer U15-Mannschaft den Klassenerhalt in der WNBL gefeiert. Mit der zweiten Mannschaft sind wir von der zweiten in die erste Regionalliga aufgestiegen und ebenso mit der Bundesliga. In allen Mannschaften wurden junge deutsche Spielerinnen gefördert, genauso wie mit dem Panthers at school-Projekt weitere Kinder für die Sportart Basketball begeistert wurden. Natürlich gab es auch Schattenseiten, zum Beispiel der Abstieg von der ersten in die zweite Bundesliga im Jahr darauf. Ich war unerfahren, häufig auf mich allein gestellt und in Spielen, wo man mit dem Rücken zur Wand stand, vertraute auch ich eher auf die Ausländer, als auf die jungen Deutschen. Umso dankbarer bin ich, dass sie heute noch spielen – zwei waren Tonia Dölle, heute 1. Bundesliga GiroLive Panthers Osnabrück, und Michelle Müller, heute 2. Bundesliga Panthers Academy.

In den Jahren darauf war ich in Braunschweig aktiv. Auch dort gelang ein WNBL Deutscher Meistertitel und die Entwicklung der Deutschen stand im Vordergrund! Dabei wurden Jugendspielerinnen in die zweite Bundesliga integriert und wir landeten im zweiten Jahr auf einem tollen siebten Platz mit drei Minderjährigen im Team, die großen Anteil am Klassenerhalt hatten!

So was geht denn nun in Keltern? Häufig wird der Verein wegen der Jugendarbeit kritisiert und ich muss zugeben, das trifft mich persönlich, denn ich bin Trainerin in diesem Verein! Mir wurde auch schon von Trainern der 1. Bundesliga an den Kopf geworfen wie schlecht die Jugendarbeit in diesem Verein sei. Woher wollen diese das eigentlich wissen, wenn sie nicht mal einen Blick auf meine Arbeit haben?

Natürlich ist es logisch, man sieht auf den ersten Blick den Kader der ersten Mannschaft in dem sich keine deutsche Spielerin befindet. Welche Gründe hat das?
Für mich mehrere:

•    das Leistungsniveau (umso höher das Leistungsniveau eines Teams, umso weniger leistungsstarke Deutsche – Ausnahmen die Teams der Nationaltrainer; gerade im internationalen Vergleich sind die meisten Deutschen momentan nicht gut genug)
•    Gehälter&Abrechnungen (die Deutschen, die gut genug sind und ein Verein wie Keltern gern hätte (z. B. Ama Degbeon oder Marie Gülich), kann man sich selten oder gar nicht leisten)
•    der Ruf Kelterns (keine Deutschenförderung)
•    das Dorf (Lage und Größe Kelterns)
•    die Jugendarbeit in den vergangenen Jahren (momentan keine Jugendleistungs-trägerinnen, die nach rutschen können)
•    individuelle Gründe (Spielzeit, Studium, Nähe zu Freund/Elternhaus,…)

Also, doch die Jugendarbeit! Auf den vorletzten Punkt möchte ich nun genauer eingehen und auch einige Fakten bringen. Vorweg sei gesagt natürlich kann ich innerhalb zweier Saisons keine WNBL-Mannschaft züchten. Die meisten Spielerinnen in Keltern sind Jahrgang 2005 oder jünger, also zu jung, um in der WNBL zu spielen. In den WNBL Jahrgängen haben wir nur zwei Spielerinnen, die diese Saison in die Regionalliga-Mannschaft integriert wurden. Allerdings hat die U16 unter Chris im letzten Jahr den Landesmeister-Titel geholt, unter anderem mit Siegen gegen Heidelberg und Freiburg, und ist auf dem besten Wege in den zukünftigen Jahren in der WNBL Fuß zu fassen.

Nun aber zu den Fakten:
Soweit mir bekannt ist, hat Keltern seitdem sie in der ersten Bundesliga sind bis 2018 keine Come on Girls Days, Camps oder andere Schulaktionen durchgeführt. In den zwei Saisons in denen ich in Keltern bin, haben die folgenden Basketball-Aktionen stattgefunden:


Come on Girls Day:

Saison 2019/20      1x (15.12.2019)                41 Teilnehmer
Saison 2018/19      1x (30.09.2018)                41 Teilnehmer


Eigene Basketball Camps:

Saison 2019/20
  • Meet the Stars Camp   (05./06.09.2019)           30 Teilnehmer
  • Winter Camp                (27./28.02.2020)           49 Teilnehmer
  • Kids Workshop             (21.03.2020)                 geplant 25 Teilnehmer
Saison 2018/19
  • RSK Camp                    (06./07.03.2019)          35 Teilnehmer

Externe Basketball Camps:

Saison 2019/20:
  • Panima Days                  (29. – 31.07.2019)            unbekannt
  • BBW Camp in Stuttgart  (26. – 28.02.2020)            unbekannt

Weitere Aktionen:
·        Drei Schul-AGs (Dietlingen, Ellmendingen, Königsbach-Stein), Schulsportbesuche (Gymnasium Remchingen), Englischunterricht (Grundschule Dietlingen), Besuch der Kängurus vom TSV Berghausen bei Spielen der RSK

Wie man sieht, tut sich etwas in Keltern, um mehr Kinder für die Sportart zu begeistern. Wie sieht es nun in den Mannschaften aus?
Der Verein hatte die letzten zwei Jahre folgende Mannschaften gemeldet:


Saison 2019/20          U12mix (18 Kinder – 7 U10 Spieler/innen), U16 (15 Spielerinnen), Regionalliga (15 Spielerinnen), 1. Damen
Saison 2018/19          U12mix (15 Kinder – 5 U10 Spieler/innen), U14 (10 Spielerinnen),
                                   U16 (6 Spielerinnen), Regionalliga (unbekannt), 1. Damen


Die U12mix Mannschaft inklusive aller U10 Kinder wird von mir betreut. Als ich 2018 nach Keltern kam, habe ich diese Mannschaft mit neun Kindern übernommen. Inzwischen sind es 18 Kinder, wobei ich aber fünf weitere aufgrund des Alters/Umzug im Sommer abgeben musste. Von meinen derzeit 18 Kindern gehören auch sieben noch der U10 an.

Die Fakten der U12mix Mannschaft:

Saison 2019/20       mit 10 Kindern (3 , 7 ) begonnen, 8 Kinder (4 ,4 ) dazu
                                gewonnen
Sommer 2019          5 Abgänge (2 , 3 ; 4x altersbedingt, 1x Umzug)
Saison 2018/19       mit 9 Kindern (5 , 4 ) begonnen, 6 Kinder (alle ♀) dazu gewonnen


Auch in der ersten Mannschaft hat man eine Änderung wahrgenommen, unter anderem an der Spielzeit von Linn Schüler (Quelle Eurobasket):

Saison                 Liga                                     Eurocup
2018/19              9.6mpg (23 Spiele)           9.7mpg (6 Spiele)
2017/18              3.5mpg (12 Spiele)           2.0mpg (2 Spiele)
2016/17              5.9mpg (11 Spiele)           4.0mpg (7 Spiele)


Natürlich liegt das nicht alles einzig und allein an mir, mehrere Leute haben Anteil an den Veränderungen. Natürlich bin auch ich diese Saison ein Teil des Teams, das ohne deutsche Beteiligung antritt, aber dies war nicht von vornherein der Plan. Beiden Deutschen der vergangenen Saison wurden Angebote gemacht, eine hatte sogar zugestimmt. Beide haben einen anderen Weg eingeschlagen. Auch mit diversen anderen deutschen Spielerinnen wurde gesprochen. Weshalb Keltern derzeit keine junge Deutsche aus den eigenen Reihen aufbieten kann, habe ich oben bereits erklärt. Ob dies in naher Zukunft geschehen wird, bleibt abzuwarten, auch ob Keltern eine WNBL Mannschaft stellen kann, aber nur weil derzeit in der ersten Bundesliga keine Früchte der eigenen Arbeit geerntet werden können, heißt es nicht, dass unten nicht gesät wird.

Eins möchte ich aber noch klar stellen - die Entwicklung der Spieler/-innen liegt mir sehr am Herzen, dabei macht es für mich keinen Unterschied, ob es sich um Mädchen oder Jungen handelt, Deutsche oder andere Nationen, Anfänger oder Profi. Ich bin Trainer aus Leidenschaft am Sport, besser gesagt Basketball, und möchte diesen an Lernwillige vermitteln egal woher!

Hier noch einige Beispiele für die Entwicklung meiner Spieler/innen und was mir daran Spaß bereitet. Sie sind extra aus verschiedenen Bereichen gewählt, so dass jeder sehen kann, dass es für uns Trainer keine Rolle spielt wem wir etwas beibringen, solange wir jemandem etwas beibringen.

Beispiel 1: Ich übernahm eine Mannschaft mit einigen jungen Spielerinnen. Mit einer hatte ich anfangs einen schweren Draht. Fast jedes Training war sie an der Grenze in Tränen auszubrechen. Es gab auch einige Trainingseinheiten in denen die Tränen flossen. Nach zwei Jahren mit ihr gab es im Training folgenden Vorfall: Sie verpasste einer Mitspielerin aus Versehen einen Schlag mit dem Ellenbogen gegen die Nase und ergänzte die Aktion mit dem Spruch „war doch gar nicht so schlimm“. Jetzt mögen einige denken was hat das mit Entwicklung zu tun? Doch hat es, sie wurde taffer und hatte sich an die Härte im Erwachsenenbereich gewöhnt! Keine Sorge, die Nase war nicht gebrochen und besagte Spielerin mit den scharfen Ellenbogen geht immer noch auf Korbjagd in der Bundesliga :)

Beispiel 2: Ich brachte einer ausländischen Spielerin einen Ein-Kontakt-Korbleger bei. Eigentlich ein Standard-Move im Basketball, aber nicht überall verbreitet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, machte sie diesen auch in Spielen. Mein absolutes Highlight war als ich mitbekam wie eine Mitspielerin im letzten Saisonspiel zu ihr sagt, dass sie den besagten Move ja wieder gemacht hätte und sie antwortete mit „yea, it’s my favorite now!“

Beispiel 3: Ein U12-Spieler, der selbst mit links wirft, hatte im Spiel Probleme einen Linkskorbleger zu machen, weil er einfach besser mit rechts dribbelt. Selbst ständiges Üben im Training, wobei er nur seine linke Hand benutzen durfte, brachte nicht wirklich Besserung. Ich brauchte eine neue Motivation und wir machten einen Deal. Wenn er es schafft im Spiel einen erfolgreichen Linkskorbleger zu machen, bekommt er ein Eis. Schafft er es die gesamte Saison nicht, bekomme ich eins von ihm. Die Mutter berichtete mir, dass er jetzt immer fleißig mit links übe und sich bereits erkundigt habe wie teuer denn ein Eis sei :D Am Ende der Saison aß ich ein Eis, nicht er.
Neue Saison, gleicher Deal. Erstes Spiel und ein erfolgreicher Linkskorbleger!!! Er freute sich so sehr, dass er glatt vergaß zurück in die Verteidigung zu laufen und sein Gegner einen Korb machte (Ich muss immer noch lachen, wenn ich an die Situation denke, auch wenn ich damals nicht so begeistert von dem Gegenkorb war). Aber versprochen ist versprochen und er wird sein Eis bekommen. Für den Rest der Saison haben wir den Deal jedes Spiel einen Linkskorbleger für ein weiteres Eis. Bisher hat er es in beiden bisher gespielten Partien geschafft ;-)

Ich hoffe ich konnte mit diesem Bericht einen kleinen Einblick in meine Arbeit und auch in die Jugendarbeit von Keltern geben. Bevor immer kritisiert wird, sollte man sich einen Überblick verschaffen und auch überlegen was überall kommentiert und gepostet wird. Es mag vielen nicht gefallen, dass die Rutronik Stars Keltern diese Saison ohne deutsche Spielerin spielen, dennoch können die Mädels, die das Trikot tragen nichts dafür und es schmälert ihre Leistung in keinster Weise!